Die Kraft der Düfte
Gesundheitswoche
Düfte spielen in der Medizin eine immer größere Rolle.
Die Wissenschaft arbeitet an künstlichen Nasen, die Brust-, Lungen-, Magen- und Darmkrebs erschnüffeln. Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben festgestellt, dass sich Krebszellen in der Prostata nicht mehr teilen, wenn sie beduftet werden. Der Geruchssinn ist eine Art Tastsinn des Gehirns. Düfte beeinflussen uns in der Partnerwahl, sie können unser Wohlbefinden steuern, können Ängste nehmen und fröhlich stimmen. Es gibt feine und weniger gute Nasen. Alle Menschen haben 20 bis 30 Millionen Riechzellen.
Doch wie sie damit umgehen, ist oft Übungssache. Auch die Industrie hat die Psychologie des Riechens längst entdeckt. Manche Firmen beduften ihre Mitarbeiter über die Klimaanlage mit Zitronen- oder Kaffee-Geruch. Das hält wach und konzentriert. Autohersteller parfümieren Kunstledersitze mit Lederduft, Supermärkte sprühen Orangen extra mit Orangenduft ein, damit sie authentisch riechen. Manche Bäckereien locken ihre Kunden mit dem Duft von frischem Brot. Lieblingsgerüche sind regional unterschiedlich. Die Deutschen riechen am liebsten den Duft der Wälder sowie den Duft nach Backwaren. Zigaretten riechen bei uns anders als etwa die gleiche Marke in New York, Zürich, London oder Tokio. Die Tabakblätter werden von der Industrie nach regionalen Vorlieben parfümiert. In den USA riechen die Zigaretten häufig nach Popcorn oder Barbecue, bei uns nach Früchten oder Kaminholz. Eine besonders große Rolle spielt der Geruchssinn in der Fortpflanzung.
Man fand zum Beispiel heraus, dass Spermien Riechrezeptoren haben, mit denen sie einer Lockduftspur folgen, die zur weiblichen Eizelle führt. Sie mögen den Duft von Maiglöckchen, werden aber auch von vielen anderen Gerüchen beeinflusst. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus: Wenn die Nase eines Mannes für eine bestimmte Geruchsnuance blind ist, sind es seine Spermien ebenfalls. In solchen Fällen kommt es nicht zur Befruchtung, weil die Spermien nicht zur Eizelle finden.