Frage der Woche: Heilt Chiron jetzt meine Seele?

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Chiron zieht durch die Fische, und das noch eine ganze Zeit. Seelische Leiden stehen währenddessen im Vordergrund, könnten dadurch aber auch besser bewältigt werden.

Jede Woche beantworten wir eine Frage der Woche aus astrologischer Sicht. Heilt Chiron meine Seele? Klar ist, dass er uns in eine Richtung lenkt. Aber ist dieser Anstoß auch ausreichend?

Niemand geht durchs Leben, ohne nicht irgendwann einmal enttäuscht oder verletzt zu werden. Seelische Verletzungen sind äußerlich nicht sichtbar, und doch tragen wir sie solange mit uns herum, bis sie geheilt werden. Chiron gilt als der große kosmische Heiler. Ist er das denn wirklich? Und dürfen wir jetzt darauf hoffen, dass er uns endlich unseren Seelenfrieden zurückgibt?

JA.

Wenn einer das kann, dann Chiron. Der erst in den Siebzigerjahren entdeckte Planetoid wurde nach Chiron benannt, der dem griechischen Mythos zufolge zu den Zentauren gehörte, halb Mensch, halb Pferd. Er galt als Weiser, als Prophet und er verfügte über besondere Heilkräfte. Eher durch ein Versehen traf ihn eines Tages ein Giftpfeil im Oberschenkel. Ausgerechnet sich selbst konnte Chiron aber nicht helfen, die Wunde blieb unheilbar.

Wir sind hier also genau richtig, wenn es um das Thema schmerzhafte Verletzungen geht. Und da Chiron noch bis zum Jahre 2019 durch das Zeichen Fische zieht, stehen die inneren, die seelischen Verletzungen im Vordergrund. Es kann gut sein, dass wir einiges mit uns herumschleppen, das uns gar nicht so bewusst ist, da wir von klein auf damit zu tun haben.

Bei den einen ist es vielleicht das Gefühl, nicht dazuzugehören, bei den anderen die Angst, nicht genug Liebe zu bekommen. Deshalb entwickelt man sich womöglich zum Rebell, oder macht sich von der Zuneigung anderer Menschen abhängig, die einen in der Folge meist enttäuschen oder verletzen.

Unter Chirons Einfluss wird der Finger auf die Wunde gelegt. Das tut zunächst weh, aber anders würde man nicht erkennen, dass etwas im Argen liegt und was die Ursache dafür sein könnte. Und man stellt fest, dass nichts vollkommen ist: Das Leben nicht und wir auch nicht, selbst wenn wir das noch so gerne hätten. Es gilt, sich damit auszusöhnen.

Chiron fordert uns auf, aus unserer Opferrolle hervorzutreten, statt ständig nur nach Schuldigen zu suchen. Wer zum Beispiel als Kind nur wahrgenommen wurde, wenn er sich nützlich machte, glaubt vielleicht auch als Erwachsener, sich Liebe und Zuneigung erst verdienen zu müssen. Und zieht prompt Menschen in sein Leben, die davon skrupellos profitieren.

Hat man diesen Zusammenhang erst einmal verstanden, fällt es leichter, zu verzeihen – denen, die einen womöglich ausgenutzt haben, aber vor allem auch sich selbst. Man kennt dann seine Schwachstelle, sieht die Stolperfalle, bevor man hineintappt und lernt auch sonst, damit umzugehen. Das ist Chirons Heilweise, so sanft, dass man sein Wirken vielleicht gar nicht bemerkt. Aber doch so liebevoll und tiefgreifend, dass man am Ende wirklich überwindet, was doch eigentlich unheilbar erschien.

NEIN.

Zumindest sollte man mit der Illusion aufräumen, dass Chiron erscheint, im übertragenen Sinne mit den Fingern schnipst und zack, ist unsere Seele geheilt. Wie immer in der Astrologie, steht er lediglich für eine bestimmte Zeitqualiät. Es ist unser freier Wille, ob wir das kosmische Angebot nutzen oder nicht. Im Falle von Chiron wird es uns nicht gerade leicht gemacht.

Es gibt kein einmaliges Ereignis, das uns die Augen öffnet, nein, es ist ein längerer und manchmal auch schmerzhafter Prozess, wo wir wieder und wieder mit der gleichen Situation konfrontiert werden. Das erkennt man nicht sofort, denn die Aufgaben werden in vielen Variationen präsentiert, sodass es zunächst danach aussieht, als wäre es jedes Mal etwas Neues. Und, auch das soll nicht verschwiegen werden, es kann jedes Mal wieder weh tun.

Es ist, als würde die Wunde immer dann aufgerissen werden, wenn sie gerade dabei war, sich zu schließen. Das hat allerdings, um im Bild zu bleiben, auch den Vorteil, dass die Wunde so oft gereinigt wird, bis wirklich nichts mehr bleibt, was noch gefährlich werden könnte. Bei so vielen Wiederholungen fallen viele Menschen verständlicherweise in eine „Warum-passiert-das-immer-mir“-Haltung. Doch genau das wäre grundverkehrt, würde die Heilung nur hinauszögern. Man muss schon bereit sein, die Dinge zu akzeptieren.

Das können die eigenen Schwächen sein, es können die immer gleichen Fehler sein, die man macht oder schlicht und ergreifend die Nackenschläge, die einem das Schicksal verpasst. Natürlich sollte man an dem arbeiten, was man selbst in der Hand hat – zum Beispiel die eigenen Verhaltensmuster erkennen und zum Besseren verändern. Aber all das, was sich nun einmal nicht ändern lässt, und dazugehört auch die Vergangenheit, sollte man mit Gelassenheit und Demut hinnehmen. Und abwarten.

Denn bei Chiron geht es darum, den Schmerz wahrzunehmen und ihn zuzulassen. Alles weitere geschieht beinahe unbemerkt im Hintergrund, bis man eines Tages überrascht feststellt: Das werde ich zwar nie vergessen können, aber es schmerzt nicht mehr. Der Weg dahin ist nicht leicht, aber er lohnt sich allemal.

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