Was Träume über uns verraten

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Jeder Mensch träumt... Foto: stock.xchng
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Traumdeutung

Nächtliche Bilder sind wie gemalte Briefe des Unterbewusstseins an uns selbst

Das alte Haus ist leer, dunkel. Es scheint voller Geheimnisse zu sein, aber auch voller Gefahren. Michaela (42) durchwandert Raum für Raum - mit wachsender Anspannung. Sie spürt, dass etwas auf sie wartet. Oder lauert? Plötzlich legt sich ein Arm um sie. Sie schreit auf. Doch der Arm gehört ihrem Mann Rolf (44). "Beruhige dich", murmelt er. "Es war nur ein Traum."

Was heißt hier: nur?, denkt Michaela, als sie sich ganz dicht an Rolf schmiegt. Wieder einmal wundert sich die Behörden-Angestellte darüber, wie echt sich Träume oft anfühlen. Wie stark ihre Anspannung vorhin in dem leeren Haus war - und jetzt noch nachwirkt. Michaela liegt wach im Bett und grübelt: Hat dieser Traum etwas zu bedeuten?

Wir alle kennen das Phänomen von immer wiederkehrenden Träumen.

Und auch wenn wir behaupten, nichts geträumt zu haben, stimmt das nicht. Denn jeder Mensch hat Träume - im Schnitt fünf bis sieben pro Nacht. Wir träumen vom Fliegen, von der großen Liebe, von hohen Bergen und tosenden Wellen. Aber wenn morgens der Wecker klingelt, haben wir unsere nächtlichen Erlebnisse meist wieder vergessen. Schade, denn Experten sind sich einig: Träume sind Botschaften der Seele. Wenn wir ganz genau hinhören und -schauen, können wir viel über uns selbst und unser Unterbewusstsein erfahren.

"Symbole im Traum wollen uns auf eine bestimmte Situation, einen Bewusstseinszustand, aufmerksam machen, mit dem wir im Moment zu tun haben", sagt Renate Koch, Traum-Forscherin und Buch-Autorin ( "Träume deuten - aber richtig" , Humboldt Verlag, 8,90 Euro). "Sie zeigen uns, was in unserem Inneren schlummert und halten Botschaften bereit, die uns bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben helfen können."

Aber warum träumen wir eigentlich?

Molekularbiologen haben die Theorie entwickelt, der Traumschlaf sei eine Art Selbstreinigungs-Versuch des Gehirns, um Platz für Neues zu schaffen. Amerikanische Schlafforscher vertreten dagegen die These, dass unser Gehirn so die Eindrücke des Tages verarbeitet, um Wichtiges im Gedächtnis zu speichern und Überflüssiges zu löschen. Egal was stimmt, Fakt ist: Etwa zwei Stunden pro Nacht sind für unsere Träume reserviert. Etwa alle 90 Minuten beginnt eine neue Traumphase. Oft dauern die Träume nur wenige Sekunden, ab und zu eine Stunde. Mal schön, mal traurig, mal bizarr: Träume sind etwas Intimes, unsere ganz eigene Welt, in die keiner eindringen kann.

Wie aber können wir ihre Bedeutung entschlüsseln?

Expertin Renate Koch rät zu einem Traum-Tagebuch. "Legen Sie Zettel und Stift neben Ihr Bett, und notieren Sie gleich nach dem Aufwachen, woran Sie sich erinnern. Beim Aufschreiben erleben Sie den Traum noch einmal, wodurch neue Erkentnisse entstehen. Vor allem über die Bedeutung der Traum-Symbole."

Auch Michaela hat lange über ihren Traum von dem geheimnisvollen Haus nachgedacht. Und kam schließlich auf eine mögliche Lösung: Ihr Chef hat ihr kürzlich angeboten, eine andere, wichtigere Position zu übernehmen. Das Gefühl, nicht genau zu wissen, was auf sie zukommt, macht Michaela Angst. Sie ist sicher: "Meine unruhigen Träume haben mit dieser Situation zu tun."