Die tiefe Seite der Leidenschaft
In dieser Woche erklärt uns unser Chefastrologe Michael Allgeier die Bedeutung des 8. Hauses, das die tiefe Seite unserer Leidenschaft hervorholt.
Das 8. Haus hat Bezug zum Tod und zu allem, was damit im Zusammenhang steht. Daneben hat es aber nicht nur mit dem konkreten irdischen Tod, sondern auch mit dem inneren Tod, der tiefen persönlichen Wandlung und Transformation zu tun. Durch das 8. Haus können wir uns seelisch und letztlich auch gesundheitlich regenerieren. Es sagt uns, dass auf jedes Ende ein neuer Anfang folgt.
Eine weitere wichtige Sache gehört natürlich auch zum 8. Haus, das der irdische Spiegel des Skorpions ist: Die Sexualität, die mit Tiefgang und loslassen, dem Orgasmus in Form des kleinen Todes, frz. la petite mort (Orgasmus), zu tun hat. Sie steht im Gegensatz zum 5. Haus, das ja unter anderem auch der Sexualität zugeordnet ist, jedoch mehr der spielerischen Sexualität, die sich auf purer Lebensfreude gründet, die ein Akt der Schöpfung und Zeugung ist, während die Sexualität des 8. Hauses eben loslassen, ja sich aufgeben, mit dem anderen verschmelzen bedeutet. Skorpion und 8. Haus sind die dunkle, aber auch tiefe Seite der Leidenschaft. Sich aufgeben, loslassen ist auch ein Thema in Bezug auf unseren irdischen Tod, weshalb wir durch das 8. Haus erkennen können, wie leicht oder wie schwer ein Mensch im Augenblick des Todes loslassen kann. Was wir allerdings niemals im Horoskop sehen können, ist, wann ein Mensch stirbt.
Das 8. Haus gehört zu den Bereichen des Horoskops, das für Astrologie-Anfänger besonders schwer zu deuten ist, da es viel mit verborgenen Kräften und Geheimnissen zu tun hat, wie der Skorpion, von dem es abgeleitet wird. Tendenziell haben Menschen, deren Geburtssonne im 8. Haus steht eine Menge Skorpion-Eigenschaften, auch wenn sie vom Sternzeichen her vielleicht ein Zwilling oder Krebs sind. Ähnlich sind die anderen Planeten im 8. Haus zu deuten. Wer etwa den Mond in Haus 8. hat, dessen Seele ist genauso tief, aber oft innerlich genauso zerrissen wie beim Mond im Skorpion. Steht Merkur im 8. Haus, färbt er sich ebenfalls plutonisch, unabhängig von seiner Zeichenstellung. Er gewinnt hier an Tiefe und besitzt einen ähnlichen Forschungsdrang wie Merkur im Skorpion.
Grundsätzlich können wir sagen, dass Menschen mit einer starken bzw. prägnanten 8.-Haus-Betonung oft in Berufen beheimatet sind, die mit wissenschaftlichen Forschungen, Medizin, Sterbehilfe, Tiefenpsychologie und Astrologie zu tun haben. Es ist gefürchtet, da es nicht nur mit dem Tod und Gewalt zu tun hat, sondern auch der Bereich der Tabus ist. Im 8. Haus sammelt sich alles, was ist, aber nicht sein darf. Das 8. Haus steht ferner in enger Verbindung mit Okkultismus und Geheimwissenschaften. Es ist insgesamt sehr geheimnisvoll, denn es zeigt sowohl eventuelle Anlagen zu Verbrechen als auch zu geistiger Kräfteballung an.
Gerade die langsam laufenden Transite durch das 8. Haus haben häufig eine große und einschneidende Auswirkung auf unser Leben. Geht Saturn durch das 8. Haus bekommen wir die Aufgabe, unser Vermögen zu ordnen und über die finanzielle Absicherung für das Alter nachzudenken. Auch wird jetzt die Beschäftigung mit dem Tod und unseren größten Ängsten ein Thema, die Blockaden in unserem Leben darstellen und deshalb aufgelöst werden müssen.
Durchquert Uranus das 8. Haus, kann uns ein plötzlicher Todesfall in Umgebung oder ein anderer Schicksalsschlag überraschen und so zu einem Umdenken und einer Wandlung zwingen, die vielleicht schon lange nötig ist und immer wieder aufgeschoben wurde. Tritt der laufende Neptun in unser 8. Haus, sollen wir in die tieferen Schichten unseres Unbewussten eintauchen und auch den Kräften des Übersinnlichen begegnen. Gleichzeitig müssen wir jetzt aber auch unseren Verstand schärfen und die Realitäten erkennen, da wir sonst Opfer von Betrug werden können. Einen fast schon gewaltigen Einfluss kann Pluto im Transit durch das 8. Haus haben. Der Herrscher zieht hier sozusagen in sein Reich ein, was mit größeren Transformationen im Leben zu tun hat.
Um unser 8. Haus, egal wie es im Einzelfall aussehen mag, gut zu bewältigen, müssen wir es durch unser Bewusstsein erhellen. D. h., dass wir uns auch mit dem Tod beschäftigen und ihn nicht nur verdrängen sollten. Er gehört zum Leben wie die Nacht zum Tag. Im tiefsten Inneren zu begreifen, dass das irdische Leben endlich ist, ist schwer zu akzeptieren, für den einen mehr, für den anderen weniger. Das 8. Haus lehrt uns auch, Tiefe zuzulassen, in der Sexualität, in der Arbeit, im Zusammenleben. Wir versöhnen uns mit ihm, indem wir das Sterben üben, womit hier das innere Sterben, die nötigen Transformationen und Wandlungen im Leben gemeint sind.