Frage der Woche: Muss ich Angst vor der Zukunft haben?

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Foto: Petar Chernaev / iStock
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Bald beginnt die Zeit der Jungfrau

Jede Woche beantwortet Erich Bauer eine Frage aus astrologischer Sicht. Bald beginnt die Zeit der Jungfrau: Beginnt damit auch plötzlich die Angst vor der Zukunft?

Bald wandert die Sonne in das Zeichen Jungfrau. Die Astrologie sagt, dass bereits dann eine Eigenschaft der Jungfrau zu wirken anfängt, nämlich die Angst vor der Zukunft. Das ist ein Spezialgebiet der Jungfrau. Dafür ist sie auf der Welt, um vor Gefahren in der Zukunft zu warnen. Sie ist das einzige Zeichen, das in die nähere Zukunft schauen kann. Das ist auch der eigentliche Grund, warum viele Jungfrauen Astrologen oder Medien werden.

Der Übergang vom Zeichen Löwe zum Abschnitt Jungfrau ist hart und krass. Auf der einen Seite ist man mitten im Sommer, lebt in den Tag hinein, genießt und denkt am allerwenigsten an morgen. Auf der anderen Seite die Jungfrau, die eigentlich fast immer nur an morgen denkt, sich richtig anstrengen muss, wenn sie im Hier und Jetzt leben will.

Von den GebrüdernGrimm gibt es ein wunderbares Märchen, das diesen Unterschied zwischen Löwe und Jungfrau treffend beschreibt. Es ist die Geschichte von der Ameise und der Grille.

Kurz nacherzählt geht sie folgendermaßen: Eine Grille sitzt im schönsten Sonnenschein und spielt ihr Lied. Da kommt eine Ameise, schweißgebadet, weil sie schon den ganzen Tag unter der heißen Sonne arbeitet. "Warum singst du nicht?" Die Ameise antwortet nicht, bleibt nicht einmal stehen, sondern geht schwitzend ihres Wegs. Ein paar Monate später, es ist Herbst geworden, und der Grille ist kalt. Sie sucht einen Unterschlupf und geht zum Bau der Ameise, die sich einen komfortablen Unterschlupf für den Winter errichtet hat, und fragt die Ameise: "Gibst du mir bitte einen Platz in deinem Quartier?" Die Ameise schlägt ihr die Türe vor der Nase zu und ruft durchs Fenster: "Sing, Grille, sing!"

Diesen Wechsel von Lebenslust und Vergnügen auf der einen Seite und Lebensangst und Vorsorge auf der anderen betrifft nicht nur Löwe- und Jungfrau-Geborene. Es trifft alle Sternzeichen gleichermaßen, und jetzt, im Übergang vom Löwen zur Jungfrau, noch mehr als sonst.

Es ist die Urangst in uns Menschen vor dem Glück. Wann immer es schön wird, werden wir mehr oder weniger zu einer Grille, tanzen, singen, lassen es "krachen". Dann, wie aus dem Nichts, kommt die Ameise und erinnert uns an die Zukunft, die Arbeit am nächsten Morgen, das Bankkonto, das Alter, Krankheit und Tod.

Die Psychologie hat in vielen Untersuchungen festgestellt, dass seltsamerweise die Angst vor der Zukunft umso größer ist, je mehr man besitzt, also je besser es einem geht.

Ein Inder, der in einem Slum in Bombay lebt, hat also weniger Zukunftsangst als ein reicher Europäer, der in einer Villa lebt. Ist das nicht paradox?

Es existieren auch gar nicht wenige Menschen auf der Welt, die bereits Angst bekommen, wenn sich ihnen das Glück nähert. In ihrem Unterbewusstsein wirkt ein Mechanismus, der ihnen meldet: "Meide das Glück, dann gehst du auch dem Unglück aus dem Weg."

Im Tarot wird dieses Thema durch die Karte des Schicksalsrades ausgedrückt. Das Bild zeigt ein Rad, an das sich Menschen klammern, wenn es aufwärts geht, und die versuchen, das Rad loszulassen, wenn es sich abwärts in Richtung Unglück dreht. Die Weisheit dieser Tarotkarte lautet, dass man sich immer festhalten soll, dann wird man hinauf gezogen zum Glück, und ja, es zieht einen auch hinunter zum Unglück, aber, wer sich festhält, kommt schnell wieder hinauf.

Das Leben ist wie ein Rad, das sich ständig dreht, und eigentlich hat der Mensch nur eine Möglichkeit, um dieses Rad zu beeinflussen, nämlich, es loszulassen. Aber dann bleibt er immer unten. Insofern ist die Angst vor der Zukunft keine schlechte Sache.

Die Psychologie sagt auch, man soll seine Angst leben und nicht versuchen, sie zu unterdrücken. Aber man soll auch wissen, woher sie kommt und wozu sie dient. Dann dreht sich das Rad wieder hinauf und man wird vom Unglück erlöst.

So gesehen ist der Mensch weder eine Grille noch eine Ameise, sondern immer beides: Er singt und tanzt, wenn die Zeit dafür vorhanden ist, aber er ist auch in der Lage, schwierige Zeiten zu meistern.

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