Welche Bedeutung hat Chiron?
In der aktuellen Ausgabe des Astro-Wissens erklärt Chefastrologe Michael Allgeier, wofür Chiron eigentlich steht und welche Rolle er in der Astrologie spielt.
Chiron wurde am 18. Oktober 1977 von Charles Kowal entdeckt und nach dem Zentauren Cheiron benannt. Er gehört zu den sogenannten Kentauren, Kleinplaneten, die vermutlich eine Art Mischung zwischen Kometen und Asteroiden sind. Die Umlaufbahn von Chiron befindet sich zwischen Saturn und Uranus, kreuzt aufgrund ihrer Instabilität aber auch die von Saturn und kommt sehr nahe an die von Uranus heran. Seine Verweildauer in den Tierkreiszeichen ist daher recht unterschiedlich, von 2 bis 7 Jahren.
Astrologisch hat Chiron mit dem Schmerz, der tiefen Wunden in uns zu tun, die nicht heilen wollen.
Chiron ist ein fester Bestandteil der modernen Astrologie. Allerdings wird er von vielen Astrologen schon als sehr selbstverständlich betrachtet, was vor allem bei traditionell gerichteten Astrologen umstritten ist. Denn eines ist klar und das sollten wir niemals außer Acht lassen: Die Astrologie ist eine empirische Wissenschaft. Das heißt, sie baut auf Erfahrungen und Beobachtungen auf, die sich im Laufe der vielen Jahrhunderte zu Wissen verdichtet haben.
Also, einfach herzugehen und Chiron als festes Wissen zu verkaufen, grenzt astrologisch an Unseriosität. Dennoch sollten wir Chiron im Auge behalten und als astrologische Forschung weiterverfolgen, denn alleine seine mythologische Bedeutung ist eine hoch interessante Geschichte, die mit Heilung, Aufopferung und Wunden zu tun hat, die nicht geheilt werden können.
In der antiken Mythologie ist Chiron ein Weiser, der Heiler unter den Kentauren, diesen Wesen, die halb Mensch und halb Pferd sind. Die Abstammung von Chiron ist ungewöhnlich. Sein Vater ist der mächtige Kronos (Saturn) und seine Mutter die Nymphe Philyra, der Kronos, der eigentlich mit Rhea verheiratet war, heimlich nachstellte. Weil Philyra nicht auf das Werben von Kronos einging und in Gestalt einer Stute flüchtete, verwandelte sich Kronos in einen Hengst, um sie zu besteigen. Aus diesem Akt entstand eben Chiron, der ein ungewolltes Kind war. Philyra war entsetzt über das Aussehen ihres Sohnes und wollte durch ihn auch nicht mehr an die Vereinigung mit Kronos erinnert werden, weshalb sie ihn kurzerhand aussetzte. Chiron wurde vom Sonnengott Apollon gefunden und aufgenommen. Zusammen mit der Mondgöttin Artemis lehrte er ihm großes Wissen. Chiron wurde weise und ein großer Lehrer griechischer Helden und Halbgötter. Unter anderem unterrichtet er auch Äskulap, den Gott der Heilkunst.
Chiron konnte nicht nur heilen, sondern beherrschte auch die Kriegskunst, die Weissagung, die Musik und die Jagd. Unbeabsichtigt wurde er von einem giftigen Pfeil des Herakles an der Hüfte getroffen. Das Schlimme daran war, dass das Gift der Hydra zwar wirkte und tödlich war und ihm höllische Qualen bereitete, ihn aber nicht tötete, da er als Halbgott nicht sterben konnte. So wurde er zum verwundeten Heiler, der allen anderen helfen konnte, nur nicht sich selbst. Es gab nur einen Ausweg: Er musste sich für jemand anderes aufopfern. Herakles berichtete ihn vom Titanen Prometheus, der, weil er gegen Zeus aufbegehrte, an einen Felsen des Kaukasus gekettet wurde. Jeden Tag kam der Adler des Zeus und fraß die Leber des Prometheus, der nicht sterben konnte, da diese in der Nacht immer wieder nachwuchs. Ein grausames Schicksal, das durchaus Verwandtschaft mit dem von Chiron hatte. Chiron beschloss, sich für Prometheus aufzuopfern, aus Mitgefühl, aber auch, um sich selbst zu erlösen. Zeus war davon tief gerührt und beeindruckt. Chiron durfte die Unterwelt, den Hades verlassen und in den Götterhimmel einkehren, wo er seitdem als Sternbild des Kentauren zu sehen ist.
Diese Mythologie verrät alles über Chiron und seine Bedeutung für uns. Seine Stellung in unserem Horoskop soll der Schmerz in uns sein, der nicht heilt und dessen Annehmen uns letztlich mit dem Himmel verbindet.