Emotionale Intelligenz in der Astrologie - was bedeutet das?
Diese Woche beleuchtet Chefastrologe Michael Allgeier die emotionale Intelligenz in der Astrologie.
Verstand und Gefühl gelten in unserer abendländischen Denktradition seit jeher als Gegenspieler. Sind wir euphorisch oder begeistert, dann steigert das unsere Risikobereitschaft. Beschleicht uns ein Gefühl der Trauer, sehen wir alles schwarz. Wenn uns Ärger übermannt, sind wir mitunter blind vor Wut. Gefühle hindern uns daran, vernünftige Entscheidungen zu treffen und provozieren Kurzschlusshandlungen.Wenn die Gefühle überhandnehmen, ist der Verstand auf verlorenem Posten. Umso erstaunlicher erscheint daher eine Kehrtwende, die die Psychologie in den vergangenen Jahren vollzogen hat.Gefühle sind nicht mehr unerwünscht, wenn es um rationales Handeln und Entscheidungen geht. Man hat vielmehr erkannt: Wer gut mit seinen Gefühlen umgehen kann, die Gefühle anderer wahrnehmen kann und sie richtig versteht, dem fällt vieles im Leben leichter. Was genau aber verbirgt sich hinter dem Begriff der emotionalen Intelligenz?
Den Begriff Intelligenz in seiner Komplexität klar zu definieren, ist nicht ganz einfach. Seinem Ursprung nach kommt Intelligenz vom lateinischen Wort „intellegere“, was so viel bedeutet wie „verstehen“ bzw. „wählen zwischen“. In unserem Kulturkreis ist die Beurteilung von Intelligenz aber doch ziemlich einseitig. Wer intelligent ist, ist schlau oder hochbegabt, macht sein Abitur mit 1,0, um dann eine glänzende berufliche Laufbahn einzuschlagen. Wir verstehen, ganz im Sinne unseres westlichen Kultur- und Denkkreises, unter intelligent in erster Linie eine logisch-mathematische Intelligenz. Aber ist Intelligenz nicht mehr? Sind intelligente Menschen immer lebensuntüchtige oder sozial unverträgliche Nerds? Einig ist man sich darüber, dass man durchaus verschiedene Bereiche von Intelligenz unterscheiden muss. Es gibt u. a. eben eine logisch-mathematische, eine verbale (also sprachliche), eine räumliche, eine musikalische und eine körperliche Intelligenz. Darüber hinaus gibt es aber auch noch eine sogenannte interpersonale und eine intrapersonale Intelligenz. Dahinter verbirgt sich im weitesten Sinne unsere soziale bzw. eben die emotionale Intelligenz. Und hier geht es um viel mehr als um Vernunft, Logik und Verstand.
Die eigenen Gefühle wahrnehmen und verstehen
Damit die eigenen Gefühle den durchaus vernünftigen Überlegungen des Verstandes nicht ständig in die Quere kommen, ist es unabdingbar, sie sich bewusst zu machen, sie richtig wahrzunehmen und zu verstehen. Es geht darum, Gefühlsklarheit zu erlangen. Nichts anderes besagt emotionale Intelligenz. Ein geschärftes Bewusstsein für die eigenen Emotionen und ein kluger Umgang mit ihnen wirkt sich günstig auf zwischenmenschliche Beziehungen, seelische Gesundheit und möglicherweise auf den Lebenserfolg aus.
Aus der Sicht der Astrologie
In der Astrologie symbolisiert der Götterbote Merkur Verstand und Intellekt. Die Stellung des Merkur gibt Auskunft über die Fähigkeit zu analytischem und logischem Denken. Mithilfe von Merkur können wir Schlussfolgerungen treffen, kombinieren und differenzieren, Gedanken und Ideen erfassen und umsetzen. Dieses Grundprinzip erfährt eine unterschiedliche Färbung durch seine Stellung in den Tierkreiszeichen. In den gefühlsbetonten Wasserzeichen Krebs, Skorpion und Fische dürfte es mitunter besonders schwerfallen, die bereits erwähnte Gefühlsklarheit, die emotionale Intelligenz begünstigt, zu entwickeln. Man kann sich besonders gut in die Gedankenwelt anderer einfühlen, für andere mitdenken und Zusammenhänge erspüren. Der Skorpion-Merkur besticht auch durch seine Scharfsinnigkeit. Der „wässrige“ Merkur ist aber immer auch ein „Fühl-Denker“, was es ihm mitunter schwermachen wird, klare Unterscheidungen und Entscheidungen zu treffen.
Mond und Merkur – Gefühl und Verstand
Aber auch Aspekte von Mond und Merkur sind in Bezug auf emotionale Intelligenz relevant. Auch sie schenken ein überaus gefühlsbetontes Denken. Im positiven Sinne bedeutet das, dass man Situationen und Menschen instinktiv richtig einschätzen und beurteilen kann. Gefühl und Verstand harmonieren hier wunderbar. In Spannungsaspekten „verwässert“ aber auch hier das mondhafte Gefühl klare Denkstrukturen. Mit der Wahrheit nimmt man es nicht so genau, läuft mitunter Gefahr, Tatsachen zu verdrehen oder verliert sich in leeren Versprechungen.
Mit dem Herzen denken
Und auch das zweite Licht, die Sonne, darf man bei dieser Thematik nicht unbeachtet lassen. Sie steht im klassischen Sinne ja für Herz, Geist und Bewusstsein. In guter Verbindung zu Merkur schenkt sie gesunde Selbstkritik und einen Blick für das Wesentliche. Steht Merkur allerdings näher als 5 Grad an der Sonne, wo man ihn auch als „verbrannt“ bezeichnet, schafft es der Horoskopeigner kaum, seiner eigenen Subjektivität zu entkommen. Wenn es dem „sonnigen“ Merkur aber gelingt, sich die umsichtige, optimistische und wunderbar herzenswarme Energie der Sonne zunutze zu machen, lernt er quasi „mit dem Herzen zu denken“. Eins ist klar: Der kluge Umgang mit den eigenen Gefühlen wirkt sich positiv auf die körperliche Gesundheit, auf die Qualität von Beziehungen und auf ein erfolgreiches Leben aus. Passend hier auch der wunderbar weise Ausspruch des kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“