Der Mond, die Frauen und die Launen
Der Mond steht in der Astrologie vor allem für die Weiblichkeit und das Frausein. Lassen sich die wechselhaften Launen, die Frauen gerne einmal unterstellt werden, mit der Wechselhaftigkeit von Lage und Position des Mondes erklären?
Frauen und Mond sind sozusagen eins, zumindest aus astrologischer Sicht. Denn der Mond steht für die Seele, die Weiblichkeit und das Frausein. Der Mond gilt als wechselhaft, schließlich ändert er permanent seine Lage und Position, nimmt zu, ist voll, nimmt wieder ab, ist wieder neu. Sogar das Wort Launenhaftigkeit, das gerne Frauen zugeschrieben wird, hat seinen Ursprung im lateinischen luna = Mond. Und ja, ganz ehrlich, wir alle kennen die launischen „Anfälle“ von Müttern, Freundinnen, Kolleginnen, Chefinnen etc. Und dass gerade Männer dem ganzen Szenario mehr oder weniger hilflos gegenüberstehen, ist ebenfalls verständlich.
Doch was sind eigentlich Launen? Man bezeichnet sie als scheinbar unmotivierte Stimmungswechsel, die wie aus dem Nichts heraus ganz plötzlich und überfallartig auftreten. Gerade noch fröhlich und heiter, bricht jemand ohne ersichtlichen Grund in Tränen aus und lässt das verblüffte Gegenüber ziemlich rat- und hilflos zurück. Eine Geschlechterzuordnung liegt nahe. Da klingt schon fast etwas wie ein kulturelles Erbe an, wenn es darum geht, launisches Verhalten zuzuordnen. Schließlich wusste schon Goethe: „Launen, nichts als Launen! Da scheinen Weiber immer krank.“ Tja, mein lieber Goethe, welche Chancen hatten auch die Damen Ihrer Zeit, um ihre Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken?
Die große Neptun-Chance: Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl?
Gefangen in einer Rolle von Passivität und Unterordnung blieben wohl nicht viele Möglichkeiten offen. Und wurde ein gewisses launenhaftes Verhalten nicht sogar erwartet? Vor allem bei den jungen Frauen und den Damen der gehobeneren Gesellschaftsschicht. Im Wort kapriziös steckt ja nicht nur die Umschreibung für launisch, sondern auch irgendwie etwas Geheimnisvoll-Interessantes, Verruchtes und Anziehendes. Jean Paul hat diese Einstellung seiner Zeit zur Launenhaftigkeit sehr gut auf den Punkt gebracht: „Es wird einem Mann bei einer vernünftigen Frau nie ganz wohl; sondern nur bei einer feinen, fantasierenden, heißen, launenhaften ist er erst zu Hause.“
Launen zu haben gehörte zur Geschlechterrolle einer begehrenswerten Frau einfach dazu. Und welche Frau möchte nicht begehrenswert sein? Nun, die Zeiten haben sich gewandelt, und Frauen sind heute nicht mehr darauf angewiesen, die Kapriziöse zu mimen, um Beachtung zu finden. Auch wenn einige Damen dies sicherlich aus taktischen Gründen manchmal tun. Doch auch die Männer haben sich verändert und nehmen derartiges Verhalten nicht mehr als naturgegeben hin. Da kann dann solch ein Spielchen schnell ins Leere laufen.
Launen und Hormone
Was sich jedoch nicht geändert hat, ist das Zusammenspiel von wechselnden Stimmungen und Hormonen. Mithilfe der Wissenschaft ist schon einiges Licht ins Dunkle gebracht worden. Ausreichend bekannt und als Auslöser für heftige Schwankungen anerkannt sind solche Phasen wie Pubertät, Schwangerschaft oder die Wechseljahre. Doch wer als Mann eng mit einer Frau zusammenlebt, kennt die Phase im ungefähren Rhythmus von 28 Tagen, wenn aus der ansonsten umgänglichen und fröhlichen Gefährtin eine daueraggressive Kampfamazone oder ein tränendurchweichtes Elendshäuflein wird. Die Tage vor den Tagen haben es hormonell in sich.
Die besten Partner für die Jungfrau: Sie sorgt und kümmert sich um ihren Partner?
Bis zu 90 Prozent der Frauen verspüren diesen Einschnitt, der wissenschaftlich unter der Bezeichnung PMS (Prämenstruelles Syndrom) zusammengefasst wird. Dieses ist übrigens schon lange als ernsthafte Krankheit anerkannt und nicht als bloße Launenhaftigkeit abzutun. PMS erzeugt Aggressivität und Reizbarkeit, Energie- und Kontrollverlust, Depressionen, Hoffnungslosigkeit und Lethargie. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Ein wirksames „Gegenmittel“ gibt es nicht. Natürlich finden sich reichlich Tipps, was man alles tun könnte. Von gesunder Ernährung über leichten Sport, pflanzliche Hilfsmittel wie Mönchspfeffer oder Beruhigendem wie Melissen- oder Baldriantee, reicht die Palette.
Und wenn in einem akuten Fall von PMS der liebe Ehemann mit einer dampfenden Tasse Melissentee aufwartet, so beruht die Wirkung sicher auf der liebevollen Zuwendung und kann unter dem Posten Seelen-Placebo abgehakt werden. Allerdings sollen laut Wissenschaft Frauen in dieser Phase für „Belohnungen“ sehr empfänglich sein. Mit lieben und verständnisvollen Worten kann Mann also durchaus einen positiven Einfluss nehmen.
Neuere amerikanische Forschungen lassen vermuten, dass ca. 20 % bis 30 % der Frauen eine Gen-Variante haben, die sie noch anfälliger für Stimmungsschwankungen während des Zyklus macht. Dieses Gen liefert den Bauplan für BDNF, einen Gehirnbotenstoff, der mit dem Östrogen zusammenarbeitet. Bei Tests mit Mäusen zeigte sich, dass die Variantenträger stärker auf Hormonschwankungen reagierten, scheuer und nervöser waren und in Gedächtnis- und Orientierungstests schlechter abschnitten.
Launen – natürlich kein reines Frauenproblem!
Doch Launenhaftigkeit als reines Frauenproblem abzutun, geht an der Realität vorbei. Es gibt auch Männer, die ganz offensichtlich Stimmungsschwankungen haben. Doch als „männliche“ Eigenschaft wird das offiziell nicht anerkannt. Wer tiefer in die Astrologie einsteigt, weiß, dass es, unabhängig vom Geschlecht, Menschen gibt, die z.B. eine starke Mond- oder Krebs-Betonung im Horoskop haben. Wer sich mit Horoskopen auskennt, kann anhand der Elemente auf einen Blick erkennen, wie viele weibliche bzw. männliche Anteile eine Frau und ein Mann haben.
Bei Frauen etwa, die die Luft- und Feuerzeichen, also die männlichen Tierkreiszeichen Widder, Zwillinge, Löwe, Waage, Schütze und Wassermann überwiegend besetzt haben, wird man eben auch sehr starke maskuline Züge und wenig Launenhaftigkeit beobachten können. Und bei Männern, die die weiblichen Wasser- und Erdzeichen Stier, Krebs, Jungfrau, Skorpion, Steinbock und Fische in ihrem Horoskop stark betont haben, werden wir ausgeprägte weibliche Wesensanteile und Züge beobachten können. Es ist sicher auch ein allgemeines Zeichen der Wassermannzeit, dass sich gewisse Geschlechterrollen auflösen und sich eher individuelle Eigenarten ausprägen.
Männer, die näher an ihrer Gefühlsebene leben, sind sicher launischer als andere. Gerade bei den Kreativen, den Künstlern und Avantgardisten spielt wieder das gewisse Kapriziöse mit, das sicherlich auch ganz bewusst mit ins Persönlichkeitsbild integriert wird, um damit die eigene, besondere Stellung hervorzuheben. Denn sogenannte Starallüren sind ja nichts Anderes als öffentlich zugestandene Launen, die der- oder diejenige sich aufgrund der außergewöhnlichen Stellung leisten darf. Die Grenzen zwischen Mann und Frau beginnen sich hier jedenfalls zu verwischen.
Inwiefern das Gegenüber solche Art von Launenhaftigkeit jedoch mitmachen und ertragen muss, ist eine andere Frage. Launen, die bewusst als Mittel zur Manipulation eingesetzt werden, müssen in einer offenen und ehrlichen Partnerschaft nicht sein. Und egal ob bei Mann oder Frau, in dem Fall besteht Klärungsbedarf. Sicher ist, hormonell bedingte Launen bei Frauen sind ein Problem, unter dem ja nicht nur die armen Männer zu leiden haben. Auch die Frauen selbst erkennen sich manchmal nicht wieder und leiden dann doppelt unter diesen Phasen.
Mit etwas Verständnis von der männlichen Seite dürfte aber kein großes Drama daraus werden. Und sicher ist auch, dass die Männer in Sachen Launen aufholen. Vielleicht, weil viele nicht mehr so große Angst davor haben, auch ihre weibliche Seite zu leben? Männer, die sich trauen, näher an ihren Gefühlen zu sein, ohne zu befürchten, dann als „weibisch“ abgetan zu werden. Treffend hat das der Aphoristiker und Stadtphilosoph Elmar Kupke zusammengefasst: „Ich verzichte immer mehr auf Frauen, weil ich jetzt eigene Launen entwickle…“
Weitere spannende Artikel zum Thema Frauen: