Die Liebe und die Sache mit der Treue
Liebe und Treue sind Themen, die uns alle etwas angehen. Michael Allgeier erklärt in dieser Woche, wie diese beiden mit den Sternen in Verbindung stehen.
Treue – früher eine Tugend, heute ein Makel? Ist der, der nicht fremdgeht, antiquiert und hoffnungslos altmodisch? Treu sein oder nicht ist eine Frage, an der sich die Geister scheiden. Sicher ist, Treue kann, im Angesicht der Versuchung, manchmal anstrengend sein, und ohne Liebe ist wirkliche Treue nicht denkbar. Denn dann wäre sie nur stumpfsinnige Pflichterfüllung und stupides Ausharren. Eine sicher nicht mehr zeitgemäße Form, sich selbst lebendig zu begraben.
Der Treue-Trend
Ausgestorben ist sie jedenfalls noch nicht! Will man aktuellen Umfragen Glauben schenken, dann geht jedoch jeder Zweite fremd. Auf den ersten Blick sind das ganz schön viele, aber im Umkehrschluss heißt das auch, dass 50 % der Menschen treu sind! Und wie kann es sein, dass sich bei so vielen Seitenspringern 90 % aller Bundesbürger Treue wünschen? Diese Diskrepanz setzt sich auch in den zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen fort. Im Vergleich mit dem Tierreich zeigt sich, dass nur drei Prozent der Säugetiere monogam sind. Und in der menschlichen Gattung seien es vor allem die Männer, die nicht treu sein könnten. Doch das stimmt nicht mehr so ganz.
Die Damen haben nämlich im Zuge der Emanzipation und vor allem der finanziellen Unabhängigkeit mächtig aufgeholt. Den geringfügigen Vorsprung bei männlichen Fremdgehern erklären einige Wissenschaftler damit, dass Männer lieber hoch- und Frauen lieber tiefstapeln. So gibt es eine Studie der McGill-Universität in Montreal, die untersucht hat, wie Menschen in einer festen Beziehung auf Verführung reagieren. Dabei wurden verheirateten Männern und Frauen Fotos von attraktiven Personen des anderen Geschlechts gezeigt, die sie nach Ausstrahlung und Attraktivität beurteilen sollten.
Dabei wurden die Gutaussehendsten mit den besten Noten bewertet. Später bekamen sie noch einmal ähnliche Fotos vorgelegt. Diesmal wurde ihnen aber vorweggesagt, dass sich die Person auf dem Foto gerne mit ihnen treffen würde. Daraufhin fiel die Bewertung der Schönheiten wesentlich schlechter aus.
Untreue – Ende oder Neuanfang?
Untreue in einer festen Beziehung erleben zu müssen, ist eine schwere Enttäuschung und große Kränkung. Plötzlich ist man nicht mehr der einzige, ganz besondere und allerwichtigste Mensch im Leben des Partners. Aber auch für den Fremdgeher ist nicht alles nur eitel Sonnenschein. Das schlechte Gewissen drückt und das Hin- und Hergerissensein zwischen Partner und Liebschaft kann sehr belasten. Die Verletzung geht so tief, dass sie nicht wieder heilen kann. Laut dem Psychologen Wolfgang Krüger liegt der Grund bei 60 % der Fälle in einer unglücklichen Beziehung. Er meint: „Obgleich der Seitensprung weit verbreitet ist, sollte man ihn nicht als Betriebsunfall der Liebe ansehen, denn er weist im Allgemeinen auf eine Störung der gesamten Liebesbeziehung hin.“ Diese Störungen können unterschiedliche Gründe haben:
Mangelnde Anerkennung:
Manchmal ist er Ausdruck für ein angeschlagenes Selbstbewusstsein. Ein Problem, das besonders bei Männern verbreitet ist. Wenn der Alltag nicht mehr rund läuft und im Job die eigene Kompetenz öfters infrage gestellt wird, wirkt das sehr verunsichernd. In diesem geschwächten Zustand sind sie nicht mehr in der Lage, Nähe herzustellen. Das Selbstwertgefühl muss erst wieder aufgepäppelt werden. Und was ist dazu wohl besser geeignet als die bewundernde Anerkennung einer Geliebten.
Angst vor Nähe:
Weniger durchschaubar, vor allem aus der Sicht der betrogenen Ehefrau, ist die Angst vor zu großer Nähe. Zu viel Harmonie in der Beziehung macht ihnen Angst, lässt traumatische Kindheitsgefühle wieder an die Oberfläche kommen. Sei es, dass sich die Eltern damals plötzlich trennten, ein Geschwisterchen auf einmal alle Aufmerksamkeit auf sich zog oder die Eltern oder ein Elternteil sehr übergriffig und emotional verschlingend wirkten. Zu viel Nähe erzeugt dann ein Gefühl der Abhängigkeit, und gerade ein Seitensprung wird diesem Harmoniegefüge ein jähes Ende bereiten und wieder Distanz herstellen.
Treu oder untreu? So tickt Ihr Sternzeichen
Unglückliche Beziehung:
Hier liegen die Dinge etwas anders, denn der Grund für die Untreue liegt nicht in der Persönlichkeit des Seitenspringers. Ein Seitensprung ist eine bittere, manchmal aber auch hilfreiche Erfahrung. Je nachdem, was man daraus macht. Der Seitensprung ist meist gar nicht gewollt, sondern wird als etwas erlebt, das einem einfach zugestoßen ist. Die bisherige Beziehung ist zu einer funktionierenden Wirtschafts- und Versorgungsgemeinschaft verkommen, in der man sich entfremdet hat. Der persönliche Kontakt ist abgerissen, man freut sich nicht mehr aufeinander, sondern nimmt sich gegenseitig wie eine schlechte Angewohnheit hin. Und in diesen freien Raum kann schnell jemand anderes eindringen, der einem wieder das Gefühl von Lebendigkeit, Abwechslung und persönlicher Wertschätzung vermittelt.
Treue im Horoskop
Leider lässt sich anhand der Geburtssterne nicht eindeutig sagen, ob jemand treu ist oder nicht. Denn das ist ja letztendlich eine Willensentscheidung. Es gibt aber natürlich unterschiedliche Veranlagungen, die es einem leichter oder schwerer in Sachen Treue machen. Ein eher saturn- und pflichtbetonter Mensch, beispielsweise ein Steinbock, wird sicherlich nicht so leicht einer Verführung nachgeben wie ein abwechslungsliebender Uranier (Wassermann). Und ein eher nach Anregung und Unterhaltung suchender Zwilling kommt sicherlich leichter in Gefahr als ein bodenständiger und familientreuer Stier.
Doch nicht jeder Steinbock ist damit per se ein treuer Gefährte und jeder Wassermann ein leichtfertiger Seitenspringer. Für jeden von uns steht auf der einen Seite der Wunsch nach Anerkennung, Abwechslung und Weiterentwicklung. Auf der anderen Seite das Bedürfnis nach Treue und Beständigkeit, mit der jeweils individuellen Tendenz mehr zur einen oder zur anderen Seite. Ein Spagat, den jeder, wenn er nicht gerade als Einsiedler leben möchte, zu bewältigen hat. Belastungsproben und Versuchungen wird es in jeder längeren Beziehung geben. Es liegt aber an jedem selbst, wie er mit dieser Herausforderung umgehen möchte.
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