Allgeiers Astrowissen

Todsünde Neid: Ist Pluto schuld?

Diese Woche erforscht Michael Allgeier die astrologischen Hintergünde der sieben Todsünden. Auf welche Art sind die Sünde Neid und der Planet Pluto miteinander verbunden?

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Astrologie kann mit ihrer klaren und in sich schlüssigen Symbolsprache helfen, altes Wissen zu vermitteln, seine Hintergründe und Geheimnisse zu enträtseln und besser zu verstehen. Das ist auch der Fall, wenn wir astrologisch das Mysterium der sieben Todsünden betrachten. Insbesondere wollen wir einen Blick auf den Neid werfen. Und uns fragen, was die Sterne mit dieser hässlichen Todsünde zu tun haben.

7 Todsünden: Das steckt astrologisch dahinter!

Nach der Lehre der katholischen Kirche ziehen die sogenannten Todsünden, nämlich Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Faulheit und Neid, den zweiten Tod, die Höllenstrafe, nach sich, wenn man ohne vollkommene Reue und Buße stirbt. Erstmals findet sich solch eine Einteilung schweren menschlichen Lasters Ende des 4. Jahrhunderts durch den Mönch Euagrios Pontikos.

Der moderne Mensch betrachtet diese Todsünden mit einer verständlichen inneren Distanz, da die Kirche den Menschen jahrhundertelang mit Verboten, Vorwürfen der Sünde und der Aussicht auf Hölle unter Druck gesetzt und in ihrem Sinne diszipliniert hat. Kein Wunder, wollen sich die meisten Menschen von diesen sogenannten Todsünden distanzieren, hinter denen sich, objektiv und ohne Gewissensdruck betrachtet, große Wahrheiten verbergen.

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Todsünde Neid: Gegner des puren Glücks

Mit den dunklen Seiten des Plutos ist vor allem der Neid verknüpft, der für so viel Leid in der Welt verantwortlich ist. Die Geschwister des Neids sind die Eifersucht und die Missgunst. Neid ist für ganze Kriege und endgültige Zerwürfnisse in vielen Familien verantwortlich. Neid ist ein tödliches Gift, das Menschen innerlich zerfrisst und ihr Glück aufs Spiel setzen lässt. Neid trennt und zerstört, er verkörpert eine satanische, Unheil stiftende Kraft.

Neid erzeugt den inneren Wunsch, dass sich das Schicksal gegen den oder die Beneideten wenden möge, weshalb starker Neid und Missgunst eine Form der Schwarzen Magie sind, die nichts anderes als ein dunkles Gebet ist. Man darf wohl behaupten, dass der Neid zu den größten Gegenspielern des Glücks gehört und dadurch, dass er der Vorbote des Hasses ist, meist auch in Zerstörung (Pluto) mündet, was immer diese auch für Formen annehmen mag.

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Wie wird der Neid dargestellt?

Den Lastern bzw. den Todsünden wurden damals Dämonen, Tiere und sogar Wochentage gleichgesetzt. Der Neid erhielt den Montag als Tag und den „futterneidischen“ Hund als Tier. Viele unter Ihnen haben das vermutlich schon einmal gesehen, wenn ein Hund dem anderen den Knochen abluchsen will, auch wenn ihm ein eigener Knochen gegeben wurde. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Hund wieder Pluto zugeordnet ist. Schließlich bewachen ja auch die Höllenhunde den Zugang zu Hades‘ Reich, der Unterwelt.

Dämon

Im 16. Jahrhundert ordnete der Weihbischof von Trier und Hexentheoretiker Peter Binsfield den Todsünden Dämonen zu, die sich als Bild in den Seelen und Köpfen vieler Menschen festsetzten. Leviathan, ein Seeungeheuer in Drachengestalt mit mehreren Köpfen, der wie eine furchtbare Kreuzung aus Krokodil, Drachen, Schlange und Wal erscheint, wurde mit dem Neid identifiziert. Im Buch Hiob heißt es über Leviathan „Sein Herz ist aus Stein“.

Tierisches Wesen

Der Bischof spielte leider auch in den schlimmsten Hexenverfolgungen dieser Zeit eine große Rolle und war damit auch wieder von den dunklen Kräften Plutos belagert. Der Künstler Jacob Matham (1571 – 1631) kreierte einen bekannten Kupferstich, in dem der Neid als eine abscheuliche, dämonische alte Frau mit mehreren Drachen- oder auch Schlangenköpfen auf dem Kopf dargestellt wird, die wiederum von einem Hund begleitet wird. Auch die Schlange ist ein Urbild des Skorpions bzw. Plutos.

Weibliche Erscheinung

In vielen älteren Abbildungen stellen übrigens auffallend ältere Frauen den Neid dar, der seiner Natur nach weiblich zu scheint, was natürlich nicht heißen soll, dass Männer nicht genau so neidisch wie Frauen sind. Jeder Mann hat ja auch weibliche Seiten in sich. Dieses Abbild des Neids hat eine große Verwandtschaft mit der Medusa, einer der drei weiblichen Ungeheuer der griechischen Mythologie. Medusas grauenvolles, mit züngelnden Schlangen besetztes Haupt führte bei jedem zur Versteinerung, der sie anblickte. Hier ist also wieder das Herz des Dämonen Leviathan zu erkennen, das aus Stein ist.

Im übertragenen Sinne vergiftet bzw. versteinert der Neid Menschen, die von ihm berührt werden. Deshalb ist er so gefährlich! Er ist ansteckend wie eine schlimme Krankheit. Der Blick der Medusa ist nichts anderes als der uns bekannte „böse Blick“, der besagt, dass Blicke voller Neid und Missgunst eine negative Auswirkung haben, wenn nicht sogar töten und vernichten können. Deshalb wurden und werden Schutzamulette angefertigt, um diesen bösen Blick und seine dunkle Energie abzuwenden.

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So beeinflusst der Neid uns als Menschen

Kein Mensch ist vor Neid gefeit. Und tatsächlich muss fast jeder von uns immer wieder mit Neidattacken kämpfen bzw. sich ihrer erwehren, wobei damit ausdrücklich nicht das positive Beneiden von jemandem und seinem Glück, im Sinne von bewundern, gemeint ist. Dieses positive Beneiden impliziert, dass wir jemanden etwas Großartiges, wie eine schöne Frau, einen tollen Mann, ein super Auto gönnen, auch wenn wir es selbst nicht haben, aber gerne hätten. Der dunkle Neid ist Missgunst, die ein Gift in uns hochkriecht und auf Dauer das Wesen eines Menschen brutal verändern kann. Wie beim Dämon Leviathan macht er unser Herz zu Stein.

Neid macht Menschen oft zu einem Ungeheuer wie Leviathan, der als Seeungeheuer alles gnadenlos zerstört, was ihm begegnet. Mitunter wurde Leviathan auch als Allegorie auf die vernichtende Kraft des Meeres aufgefasst, was uns vielleicht etwas näher zu seiner ursprünglichen Natur führt. Das Meer ist in der Tiefenpsychologie das Symbol für die Tiefen des Unbewussten, für das gewaltige Gefühl, die mächtigen Leidenschaften, die unbezwingbare Emotion.

Neid ist also etwas, das aus den Tiefen unserer Seele kommt. Ein tiefsitzender, verborgener Konflikt, weshalb Neid mit vielen unterschiedlichen Pluto-Themen verknüpft sein kann. Er bohrt tief in uns, wie eine Riesenangst, zu kurz zu kommen, weniger zu bedeuten, weniger geliebt zu werden. Wer neiderfüllt ist und anderen etwas nicht gönnt, ist verärgert, um dann sogar Wut, Hass und vor allem Feindseligkeit zu entwickeln. Neid provoziert plutonische Machtkämpfe, der andere soll nicht mehr haben, mehr geliebt werden, mehr bedeuten, besser sein und schon gar nicht größeren Einfluss besitzen als man selbst.

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Neid: Die kritischen, astrologischen Aspekte

Die Farbe des Neides ist knalliges Gelb, ein Gelb, dass Übelkeit in einem hervorruft, würde man etwa eine Wand damit streichen. Astrologisch gesehen ist Gelb die Farbe des Intellekts, die wiederum Merkur zugeordnet ist. Götterbote Hermes, der die Neuigkeiten unter den Göttern verbreitet, sieht ja auch genau, was welcher Gott besitzt, wie er lebt und wie es ihm geht. Als Herrscher über die Kommunikation und den Gedankenaustausch stellt er gerne Vergleiche an, die natürlich der beste Nährboden für Neid sind.

In den Zwillingen und in der Jungfrau herrscht Merkur, weshalb Menschen, die oft von Neid und Missgunst geprägt sind, oft eine Mischung aus Zwillinge-Jungfrau- und Pluto-Themen besitzen. Zwillinge sind oftmals nicht nur sehr schlau und gerissen, sondern eben auch neidisch, während Jungfrauen zumindest ansatzweise oft mit Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen haben, die allgemein wieder den Neid fördern und blühen lassen.

Kain erschlug seinen jüngeren Bruder Abel, weil Gott dessen Opfer vorzog. Das Gefühl, weniger wert zu sein, hat in Kain diesen unglaublich dunklen Neid erzeugt. Nehmen wir an, ein Mensch hat etwa eine Mond-Pluto-Spannung bzw. den Mond im Skorpion und gleichzeitig einen Jungfrau- oder Zwillinge-Aszendent, dann könnte ihn unter Umständen der Neid immer wieder heftig quälen. Es gibt jedoch noch zahlreiche andere Kombinationen von Merkur und Pluto-Themen.

  • Prominent sind sicher Merkur-Pluto-Konjunktion-, -Quadrat oder -Opposition oder auch Merkur im Skorpion bzw. in Haus 8. Diese Menschen sind besonders gefährdet, neidvolle Gedanken zu entwickeln. Im Grunde genommen kann das Gift des Neides aber jeden Menschen überwältigen, jeder hat ja auch einen Merkur und einen Pluto im Horoskop. Neid ist immer auch etwas Zwanghaftes (Pluto ist gleich Zwang), das sich in unserem Kopf, in den Gedanken (Merkur) festsetzt.
  • Die Eifersucht, das zweite Geschwister des Neides, taucht häufig als starke Verlustangst auf, wie sie etwa bei Skorpion-Mond, Venus im Skorpion, Venus in Haus 8 oder bei Venus Konjunktion, Quadrat oder Opposition Pluto gegeben ist. Aber auch spielt immer das Denken, das Vergleichen mit anderen, hinein, das diese Verlustangst erst so dramatisch aufbaut, ja zur rasenden Eifersucht werden lässt.

Halten wir fest: Das Gefühl des Mangels, der Minderwertigkeit und gleichzeitig das analysierende, oft zersetzende, kritisch und vergleichend Denkende führt schnell in die Neid-Sackgasse.

Der Neid ist astrologisch eine Kombination aus Merkur- und Pluto-Themen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der futterneidische Hund, der in so vielen Abbildungen des Neides vorkommt, als Hüter der Höllenpforte sowohl einen plutonischen Charakter als auch merkurischen besitzt, da der Hund eben auch Merkur, den Zwillingen sowie der Jungfrau und dem 6. Haus zugeordnet ist.

Wie kann man sich nun gegen Neid wappnen bzw. ihn überwinden? Ein Schlüssel ist ganz sicher die Dankbarkeit für das, was wir an Gutem und Wertvollem in unserem Leben erhalten haben. Eine große Rolle spielen hier aber auch das Überwinden von Minderwertigkeitsgefühlen sowie von Argwohn und eben der Missgunst. Anderen ihr Glück zu gönnen, ist das Jupiter-Prinzip. Wer das schafft, wird Glück im Leben ernten. Neid dagegen ist das Wesen des Pechs, das an einem klebt und das Leben unglücklich macht.

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