Der Skorpion und die Versuchungen der Macht
Der Skorpion hat mit Abstand das größte Wandlungspotenzial der Tierkreiszeichen. Doch welche Umstände bringen den tückischen Skorpion zum Umdenken und transformieren Ihn zum Heiler? Michael Allgeier klärt auf!
In jedem Tierkreiszeichen verbirgt sich stellvertretend für die Entwicklung des Menschen eine große Wandlungsmöglichkeit, die beim Skorpion, dessen Zeichenherrscher ja Pluto ist, besonders groß ist. Der Skorpion besitzt die Macht des Pluto und muss gleichzeitig den Versuchungen dieser Macht widerstehen. Nur dann kommt er seiner Bestimmung nahe.
Skorpion: Tod und Auferstehung sind seine Urbilder
Skorpion-Zeit ist vor allem die November-Zeit, in der die Stürme das Laub endgültig von den Bäumen rissen, die nun wie Totengerippe die Landschaft zieren. Der Friedhof ist ein weiteres Urbild des Skorpions, in dem die menschlichen Überreste vergraben werden. Doch da, wo der Tod ist, kommen auch die Auferstehung und die Erlösung. Im Skorpion und dem Rad des Karmas von Tod und Wiedergeburt spiegelt sich letztlich der Werdegang des Lebens wider.
Der Skorpion in der germanischen Mythologie
In der germanischen Mythologie war der Fenriswolf, was so viel wie „Sumpf-Wolf“ bedeutet (altnordisch fen für „Sumpf“), die Todesmacht, die im Tierkreis der Skorpion darstellt. Der Sumpf ist übrigens auch die klassische Naturform des Skorpions als Wasserzeichen, während den beiden anderen Wasserzeichen Krebs und Fische der Fluss bzw. der Ozean zugeordnet sind.
Der von den Göttern durch einen magischen Faden gefesselte Wolf wird sich erst in den Zeiten des Weltenbrandes, genannt Ragnarök, „Schicksal der Götter“ befreien können, um dann Göttervater Odhin und die Sonne, seine großen Gegenspieler, zu verschlingen. Der magische Faden, der den furchtbaren Fenriswolf bannt, wurde von den Zwergen, den personifizierten Pluto-Gestalten, die in der Unterwelt leben, gesponnen und zwar aus Dingen, die es überhaupt nicht gibt, worin erneut die Magie des Pluto zum Ausdruck kommt: Aus den Sehnen der Bären, dem Atem der Fische, den Bärten der Frauen, dem Speichel der Vögel, dem Geräusch eines Katzentritts und den Wurzeln der Berge. Gefesselt durch eine Vorstellung, die sich manifestiert – das ist echter Zauber und wahre Magie.
Ragnarök, das Schicksal der Götter, in dem der Fenriswolf befreit wird und seine Todesmacht entfaltet, ist in der germanischen Mythologie der große Endkampf zwischen Göttern und Riesen. Große Kriege sind die ersten Boten des Untergangs, denen ein Fimbulwinter, eine Art Eiszeit mit drei strengen Wintern, ohne Sommer dazwischen, mit Schnee, klirrendem Frost und eisigen Stürmen folgt. Es ist die erste der vier eschatologischen Katastrophen, die den Untergang der Götter bringt. Eschatologisch heißt aus dem Altgriechisch übersetzt so etwas wie „die letzten Dinge“, die Vollendung der Schöpfung, die Vollendung des Einzelnen und der Anbruch einer neuen Welt.
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Skorpion/Schlange-Adler-Gegensatz
Über dem Fenriswolf sieht man oft den Adler schweben, der in der germanischen Schöpfungsgeschichte seinen Sitz auf dem großen Weltenbaum Yggdrasil hat, um das Weltgeschehen beobachten zu können. Der Adler richtet seinen scharfen Blick auf das Ganze, und auch das Zeichen des „Stirb und Werde“, der Skorpion, wird mit dem Adler, der seine höhere Entwicklung symbolisiert, erlebt. Im Gegensatz dazu steht die niedere Seite des Skorpions, die kriechende Schlange, die mit großer List und Tücke schon Adam und Eva verführte, den verbotenen Apfel zu verzehren, was auch als Einflößung sexueller Lust der Menschen gedeutet werden kann. Erst nachdem Adam und Eva den Apfel genossen hatten, erkannten sie, dass sie nackt waren, verloren dadurch also ihre Unschuld und das Paradies.
Der Skorpion und Pluto stehen für die sexuelle Energie, im Yoga die Kundalini-Kraft, dargestellt durch eine eingerollte, schlafende Schlange, die ihren Sitz am unteren Ende der Wirbelsäule, am sogenannten Wurzelchakra hat, dessen Farbe Rot ist, die sexuelle Energie, die, wird sie transformiert, in spirituelle, göttliche Energie aufsteigt. Auch hier findet sich wieder der Bogen von der Schlange zum Adler.
Laut Arthur Schult findet wir diesen Skorpion-Adler-Gegensatz auch im Christentum, in dem der Verräter Judas den der Finsternis und der Materie verfallenen Skorpion darstellt. Sein Gegenpol, der Adler, erscheint in dem hochspirituellen Apostel Johannes.
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Die verwerfliche Seite des Skorpions
Skorpion besitzt die Macht des Pluto und die Leidenschaft des Mars, dem zweiten Herrscher dieses Zeichens. Immer haben wir es bei Skorpionen deshalb mit leidenschaftlichen Menschen zu tun, die sich in den unterschiedlichsten Formen und Lebensbereichen offenbaren kann. Der „niedere“ schlangengleiche Skorpion ist manipulativ, eifersüchtig und neidisch. Er kann der Zerstörer, der Zyniker, der Tyrann, der Teufel sein und im biblischen Sinne die tückische und verführerische Schlange.
Skorpion: Chancen durch positiven Wandel
Doch das innere Bild, das jeder Skorpion in sich trägt, ist die Entwicklung zum Adler. Sobald der Skorpion Ja zum Leben sagt und sich der geistigen Welt zuwendet, wird sein Weg von tiefen Einsichten und höheren Erkenntnissen getragen, die ihn im Laufe seiner Entwicklung und seines Lebens wie auf einer Windspirale in den Himmel führen und ihn zum Adler machen. Diese Skorpione können nicht nur sich selbst zum Positiven wandeln, sie sind auch in der Lage, andere Menschen und deren Fähigkeiten unaufdringlich zu fördern. Sie werden nahe Menschen nicht mehr seelisch dominieren wollen und von sich abhängig machen, sondern ihnen Kraft geben, um sich selbst zu verwirklichen.
Ihre enorm starken Wunschkräfte nutzen sie nun dazu, um anderen Glück zu wünschen. Bewusst wenden sie sich von Neid, Hass und Missgunst ab, da sie erkannt haben, dass sie damit nicht nur anderen, sondern auch sich selbst schaden. Erst wenn der Skorpion es schafft, sich den Versuchungen der eigenen Macht erfolgreich zu erwehren, wird er seiner Bestimmung näher kommen, die oft mit Heilkunst, der Erforschung der Seele durch Psychologie, Astrologie oder andere esoterische Wissenschaften gekoppelt ist. Jetzt sucht er die Schwachstellen der Menschen nicht mehr, um sie zu verletzen, er sucht die wunden Punkte, um sie zu heilen.
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Damit ist der Wandel von der Schlange zum Adler vollzogen. Von allen Tierkreiszeichen besitzt der Skorpion das größte Entwicklungspotential, das sich im Leben in Form vieler Umbrüche und Wandlungen offenbart. Ein faszinierendes Zeichen!
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